Blick in den Rückspiegel

Nur mit Blick in den Rückspiegel fahren?

Betriebsräte und deren Wirtschaftsausschüsse verwenden regelmäßig viel Zeit und Mühe auf die Analyse wirtschaftlicher Daten wie z.B. Jahresabschlüsse mit Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnung.

Sie erhoffen sich, darin versteckte Strategien des Arbeitgebers, Risiken fürs Unternehmen, versteckte oder verschobene Gelder zu finden. Kann funktionieren, ist aber erfahrungsgemäß in der Regel nicht sehr erfolgreich.

Diese vom Arbeitgeber vorgelegten Daten sind letztlich immer nur ein Blick in die Vergangenheit. Sie beschreiben nur die wirtschaftlichen Auswirkungen der Geschäftsstrategie. Nicht die Strategie selbst.

Der Blick ist nach hinten gerichtet. Das ist, wie ein Auto mit zugeklebter Frontscheibe und nur mit Blick in den Rückspiegel zu fahren.

Die meisten Arbeitgeber zeigen, auf die Frage von Betriebsrat und Wirtschaftsausschuss nach ihrer Geschäftsstrategie, ein paar ganz allgemeine Hochglanzfolien mit irgendwelchen Stichpunkten, die überhaupt nicht weiterhelfen.

Wirklich interessant sind aber die strategischen Diskussionen und Überlegungen des Top-Managements im Hintergrund, die im ausgewählten Kreis der Geschäftsführer und Vorstände im Brennpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Die Ideen, auch die Kontroversen, die dort besprochen und weiterentwickelt werden.

Wirtschaftsausschüsse brauchen genau diese Informationen. Und genau diese bekommen sie meist überhaupt nicht.

Juristisch hätte der Wirtschaftsausschuss durchaus den Anspruch darauf auf Grundlage des § 106 Absatz 3 BetrVG.

In meinen Klausuren zur Strategie-Entwicklung für Betriebsräte klären wir, wie wir an diese Themen kommen.

Damit wir nicht mit Blick in den Rückspiegel fahren müssen.

Herzliche Grüße

Euer Peter Müller